Schon im Jahr 1967 kamen die ersten Autos mit elektronischen Steuergeräten (VW 1600 LE, 1600 TLE mit Bosch D-Jetronic) auf den Markt. Das wurde als technologischer Fortschritt gefeiert, denn viele Probleme mit Vergasern in Fahrzeugen, auch im Hinblick auf den Ausstoss von Abgasen, konnten mit digitaler Elektronik besser beherrscht werden.
Risiken der Digitalisierung im Auto
Sicherlich die Digitalisierung im Auto brachte neben Komfortgewinn, Effizienz und Sicherheit im Betrieb auch erhebliche Risiken in der Diagnose bei Problemen und deren Beseitigung bzw. Reparatur.
Einen Motor, weitestgehend ohne Elektronik, bringt der geübte Schrauber zum Laufen, aber elektronische Bauelemente (Hardware), deren Firmware und Steuerungssoftware sind nicht so leicht ohne passende Prüf-, Programmierungsgeräte und historische Halbleiterbauteile zu reparieren.
Viele Fahrzeuge aus den 80er Jahren sind bereits mit mehr oder weniger digitalen Einspritzsystemen ausgestattet und haben den Vergaser abgelöst. Die Motorsteuerung wird mittels elektronischer Zündung, Luftmengenmesser, Wassertemperatur, Leerlaufregler, Lambda-Sonde und Benzin-Einspritzdüsen über ein Steuergerät geregelt. Hier gibt es bis heute diverse Systeme, bestückt mit unterschiedlicher Hardware und Softwareständen. Ab Mitte der 90er Jahre waren die Wegfahrsperren in die Motorsteuerung mit integriert, so dass man nicht mehr einfach eine Motorsteuerung gegen eine andere mit gleicher Artikelnummer tauschen kann. Es wird aufwendiger und teurer Youngtimer (Modern Classic) technisch am Leben zu erhalten.
Wer wird Probleme mit Digitalisierung bekommen?
Betroffen mit elektronischer Steuerung sind heute auch Fahrzeuge, die ein Alter von 30 Jahren fast erreicht haben und über äußerst komplexe Elektronik verfügen, wie zum Beispiel der BMW 8er, der 1989 auf den Markt kam. Er war ausgerüstet mit einer für damalige Verhältnisse neuartigen Fahrzeugelektronik. Autos, die in großen Serien gebaut wurden, haben sicherlich bessere Überlebenschancen als schon damals selten gekaufte Fahrzeuge. Auch sehe ich wenig zuversichtlich in die Zukunft für eingestellte Fahrzeuge der Marken wie Rover (Britisch) und Saab (Schweden).
Bei Massenautomobilen wie dem BMW E30 bekommt man noch einige Komponenten für die diversen Motorvarianten in der langen Bauzeit von 1982 – 194 auf dem Gebrauchtmarkt, durch die Schlachtung von Schrottfahrzeugen, aber bei wenig gebauten Modellen wird es eng beim Austausch von Teilen der Einspritzanlage und den notwendigen Regelungen.
Basis der Steuerungen sind immer die Leiterplatten mit den verwendeten Bauteilen, die heute mit anderen Techniken und Bauteilen produziert werden als vor Jahren.
Die Technologie einer Steuerung, Anfang der 80er Jahre, ist technisch vergleichbar mit einem PC mit Intel-Prozessor 80286 anno 1982! Heute sind wir bei hochintegrierter Hardware, zum Beispiel in einem Smartphone.
Der Trend zu immer mehr Steuergeräten in den folgenden Jahren hielt an. Ein Fahrzeug wird immer mehr zu einem rollenden Computer auf Rädern und das Risiko wird größer, dass aus einem fahrenden Youngtimer (Modern Classic Car) ein Ausstellungsstück wird.
In aktuellen Autos sind oft mehrere Dutzend, in Oberklasse-Modellen bis zu 100 Steuergeräte verbaut. Steuergeräte eines Airbags oder eines elektronisch geregelten Bremssystems (ABS, EPS) folgen anderen Kriterien der Regelung als eine Motorsteuerung.
Es gibt verschiedene Leiterplatten und heute Multilayer, die bestückt sind mit Bauelementen. Auch die Software auf den Steuerchips ist in der Regel nicht abwärtskompatibel und in der Regel nicht öffentlich verfügbar. Nicht mehr alle Funktionen auf Leiterplatten können diagnostiziert, repariert und einzelne elektronische Bauteile von spezialisierten Fachbetrieben ausgetauscht werden.
Ein weiteres Problem ist auch die begrenzte Haltbarkeit von elektronischen Bauteilen. Der Alterungsprozess ist nicht vorhersehbar. Bei einem mechanischen Bauteil hängt die Alterung in der Regel an der Pflege und der Betriebszeit. Bereits im Ersatzteillager altern die Bauelemente aufgrund physikalischer Diffusionseffekte.
In vielen Markenwerkstätten besteht keinerlei Interesse an den alten Fahrzeugen, die alten Tester sind defekt oder entsorgt, die Dokumentationen der damaligen Systeme sind vernichtet und erfahrene Mechaniker bereits in Rente. Viele gute Schrauber haben keine elektronischen Kenntnisse oder Prüfgeräte.
Einen weiterführenden Beitrag finden Sie unter Elektronik in Youngtimern.
Fazit: Vorsicht beim Kauf eines Youngtimers (Modern Classic) mit komplexer digitaler Ausrüstung.