Während man die Nutzungsdauer eines Autos bis in die 1970er Jahre mehrheitlich auf höchstens 10 Jahre veranschlagte, setzte ab den 80er Jahren ein Umdenken ein:
Die Rostvorsoge der Hersteller wurde immer besser. Das ist der Grund, warum sich so viele Youngtimer aus den 90ern heute noch bester karosserieseitiger Gesundheit erfreuen. Und sofern sich die in diesen Autos bereits zunehmend verbaute Elektronik ebenfalls noch guter Gesundheit (respektive Ersatzversorgung) erfreut, wäre es öko-
logisch widersinnig, diese Youngtimer zu verschrotten. Immerhin haben viele von Ihnen bereits Abgaskatalysatoren nach Euro 2. Und die damaligen Diesel sind aufgrund ihrer verglichen mit heute geringeren spezifischen Leistung wesentlich weniger „stickoxid-intensiv“ als die modernen. Allein die Rußpartikelemissionen der Diesel-Youngtimer
sind zweifellos problematisch, sofern man keinen Filter nach Euro 4 nachrüstet.
Jedenfalls ist klar, dass in den nächsten Jahren eine Schwemme H-kennzeichenfähiger Youngtimer auf uns zu rollen wird, deren Erhaltungswürdigkeit man aus historischer, wenn nicht gar steuerlicher Sicht teilweise in Frage stellen kann.
Doch was würde es für einen Liebhaber bedeuten, der beispielsweise sein unverbasteltes Mercedes W124 T-Modell oder BMW E30 Cabrio von 1990 über all‘ die Jahre liebevoll gepflegt hat, wenn er für dieses Liebhaberstück nun – anders als vorgesehen – im Jahre 2020 keine H-Zulassung mehr bekäme?
Überspitzt gesagt würde er enteignet (so wie zurzeit die gutgläubigen Käufer von Euro 4- oder Euro 5-Dieseln durch die angekündigten Stadteinfahrverbote).
Ordnungspolitik sollte berechenbar sein. Daher plädiere ich für eine stufenweise Anhebung der Altersgrenze von H-Fahrzeugen – und zwar mit rechtzeitiger Ansage. Denkbar wäre diese Anhebung zum Beispiel in zwei Schritten: Ab 2021 auf 35 Jahre, ab 2026 auf 40 Jahre.
Denn wer im Jahr 2026 überhaupt noch ein nicht voll-assistiertes Fahrzeug bewegt, der ist ein Liebhaber. Und keiner, der unter H-Vorwand einen mehr oder weniger mediokren Youngtimer steuerbegünstigt durch den Alltag schleift.
Quelle: Marcus Klippgen