Mit etwas überflüssigem Geld ist es nicht schwer, sich einen Rennwagen zu bauen. Man besorge sich ein Rennwagen-Chassis nach einem bedauerlichen Unfall und ein Kolbentriebwerk eines Flugzeuges. Dann benötigt der Auftraggeber ein wenig Zeit und gescheite und tüchtige Mechaniker.
So oder ähnlich muss es gewesen sein, als der Erfolg der Schrauberei im Jahr 1924 auf öffentlicher Straße bereits 234,98 km/h schnell gefahren wurde. Das Rennwagen-Chassis des Mefistofele wurde vom Fiat SB4, einem damaligen Monoposto, angepasst. Platz ist eigentlich nur für den Fahrer, der prinzipiell auf dem Holzboden während der Fahrt sitzt, vorhanden.
Das Auspuffrohr ist dick wie ein Arm mit vielen Muskeln und nach dem Fahren sehr heiß. Ob sich schon einmal einer beim Aussteigen daran die Haut verbrannt hat? Übrigens trugen bei der Rekordfahrt am 12. Juli 1924, gemäß Bildnachweis, Fahrer und Beifahrer nicht einmal Helme.
Bitte denken Sie darüber nach, was da in der Zwischenkriegszeit geschah, denn normale Automobile der damaligen Zeit erreichten mit Mühe keine 100 km/h.
Da das Vorhaben auch zur damaligen Zeit teuflisch war, bekam der FIAT die Zusatzbezeichnung Mefistofele. Der eingebaute Motor hat 21,7 Liter Hubraum und leistet ungefähr 320 PS. Die Übertragung des Drehmoments erfolgt über eine Kette! Die Bremsanlage soll viel zu gering ausgelegt gewesen sein, um diese schnell in Bewegung befindliche Masse flott anzuhalten. Der Rennwagen wiegt übrigens fast zwei Tonnen und fährt am liebsten geradeaus. Eine Servolenkung gibt es natürlich nicht. Die dünnen Reifen waren typisch für die damalige Zeit.
Das Rekord Automobil hatte keinen Anlasser! Bei den Classic Days 2013 gab es ein extra präparierten FIAT Campagnola, ähnlich einem Land Rover Defender, anstelle des Anlassers. Dieser war mit einer Konstruktion an der Front zum Anschieben und damit Starten des Flugzeug Triebwerks ausgestattet.
Über die Geschichte des FIAT Mefistofele ist wenig bekannt. Eines Tages tauchte er beim Goodwood Festival of Speed in Großbritannien auf. Giovanni Agnelli kaufte den Wagen für die Turiner Sammlung. Der Rennwagen wurde ab 2007 restauriert.