Verteidigung des Oldtimer-Handels

Zum Beitrag der Redaktion Professioneller Oldtimer Handel treibt die Preise und dem Beitrag Ist der Oldtimer-Boom und immer höhere Preise zu Ende? wurden kritische Anmerkungen über den Oldtimer-Handel veröffentlicht.

Mini Innocenti B38 - Motor
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Markus K. möchte den Oldtimer-Handel verteidigen

„In meinem Beitrag hatte ich versucht, aus einer eher nüchtern volkswirtschaftlichen Perspektive der Entwicklung von Oldtimerpreisen prognostisch beizukommen. Dagegen wird in den anderen Beiträgen aus mehrheitlich „mikroökonomischer“ Sicht die Raffgier von Händlern und Auktionatoren gegeißelt, das Glücksrittertum und dass die Blase nun am Platzen sei.

Subjektiv kann ich das gut verstehen. Auch ich verabscheue den Hype, diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten, die Blenderei, die Schmeichelei, die Oberflächlichkeiten, Fälschereien und kleinen Betrügereien – die manchmal noch nicht einmal wissentlich vorsätzlich begangen werden, weil das Objekt nun einmal „technisch komplex“ und Nachweise äußerst schwierig sein können.

Doch wie anders sollte es in einem Metier zugehen, in dem das Käufermotiv so eindeutig „Emotion“ heißt? Im Kunsthandel finden Sie genau dasselbe. Es liegt einfach in der Natur der Materie.

Ich bin mit einigen Oldtimerhändlern privat befreundet – darunter namhafte Große, aber auch weniger namhafte Kleine. Keiner von ihnen hat sich mit diesem Geschäft eine goldene Nase verdient. Im Gegenteil nagen manche Kleine eher am Hungertuch. Denn in Zeiten des Internets sind die Marktpreise zu transparent, als dass allzu große Margen realisierbar wären. Die Preise liegen jeweils in einer marktseitig mehr oder weniger vorgegebenen Bandbreite. Richtig ist nur, dass die Bandbreite in Richtung 100 T€ und darüber hinaus immer größer wird. Kein Wunder also, dass Oldtimerhändler an „Top acts“ interessiert sind.

Das Problem des Oldtimerhändlers liegt auch in nicht „Preisen“. Sondern darin, an substanziell gute Ware heranzubekommen. Entsprechend hoch ist der Beschaffungsaufwand – das Herumreisen und Besichtigen, das lange Verhandeln mit eventuell Verkaufswilligen. Das muss erst einmal wieder herein gespielt werden. Das wir oft vergessen: Ein gutes Auto verkauft sich fast von selbst. Die Herausforderung besteht vielmehr darin, es zu beschaffen.

Da ist es meines Erachtens verständlich, dass Händler am möglichst hohen Preisen interessiert sind. Zumal es in dieser Branche keine Ratio-Effekte durch große Stückzahlen gibt. Jedes Objekt ist ein Einzelfall. Ein Händler sagte einmal zu mir „Den perfekten Oldtimer gibt es nicht.“
Entsprechend leicht fühlt sich der Kunde allerdings übervorteilt, wenn sich am Objekt der Begierde hinterher ein Defekt herausstellt. Nirgendwo sonst wird so viel böses Blut geschürt, wie in dieser Szene.

Ich will dem Oldtimer-Handel keine Generalabsolution erteilen. Zweifellos gibt es dort oberflächliche Dilettanten ohne Fachkenntnis, die vor Mängeln ihrer Ware alle Augen zudrücken und diese schön reden. Aber es gibt auch Enthusiasten, die um Qualität bemüht sind. Nur beginnt das, wie gesagt, schon bei der Beschaffung.“

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