Wer sich einen Oldtimer zugelegt hat, möchte vielleicht auch an einer Oldtimer-Rallye teilnehmen. Doch bevor man die Anmeldung zu einer Oldtimer-Rallye oder Orientierungsfahrt (ORI) bzw. Gleichmäßigkeitsprüfung ausfüllt, sollte sich Fahrer(in) und Beifahrer(in) ein wenig Grundwissen aneignen.
Der Beifahrer oder Beifahrerin sollte einen guten Orientierungssinn haben, Karten lesen können und diese dem Fahrer(in) klar und deutlich während der Fahrt übermitteln, um Stress und Frustration zu vermeiden. Manche Beziehungskrise ist schon bei einer Oldtimer-Rallye oder Orientierungsfahrt entstanden.
Oldtimer-Rallyes oder Orientierungsfahrten sind keine Fahrten in denen die Geschwindigkeit zählt, sondern die Erledigung der vorgegebenen Aufgaben im Roadbook (Bordbuch). Alle Verfehlungen und Abweichungen vom Bordbuch ergeben in der Endabrechung Strafpunkte.
Nennung zu einer Veranstaltung
Jede Veranstaltung hat ihren eigenen Charakter in der Wegstrecke, Bordbuch, Aufgabenstellung und persönliche Vorlieben der Organisatoren. Wichtig ist es, die passende Veranstaltung im Oldtimer-Veranstaltungskalender zu finden.
Beifahrer(in)
Er oder Sie navigiert mit dem Roadbook und hat das Sagen wohin der Fahrer(in) fahren soll. Der Beifahrer(in) hantiert mit Bordbuch, Stoppuhr, Stift und Bordkarte.
Gewinnen
Bei einer Oldtimer-Rallye auf öffentlichen Straßen gewinnt natürlich nicht der schnellste, sondern der mit den wenigsten Strafpunkten. Dazu muss man die Prüfungen möglichst präzise absolvieren, alle vorgegebenen Zeiten einhalten und sich möglichst selten verfahren. Manche Teilnehmer legen dabei eine fast schon unentspannte Verbissenheit an den Tag. Lassen Sie sich davon nicht beeindrucken und genießen Sie die Tour – vielleicht gibt es ja am Ende eine Überraschung im Gesamtklassement …
Roadbook
Vor der obligatorischen Fahrerbesprechung am Morgen gibt’s für jedes Team ein Roadbook. Hier finden sich Informationen zum Ablauf, Zeiten und natürlich die Route, die in der Regel mit erwähnten Chinesenzeichen angezeigt wird. Zur groben Orientierung hilft es übrigens auch, eine Karte der Region im Gepäck zu haben.
Bordkarte
Der Beifahrer(in) notiert zudem vorgegebene Buchstaben oder Ziffern auf vorgegebenen Schildern am Straßenrand. Hier tragen Helfer der Oldtimer-Rallye die Ankunftszeit bei den Zeitkontrollen (ZK) bzw. Durchfahrtskontrollen (DK) auf der Route ein.
Straßenverkehrsordnung (StVO)
Bei allem Wettbewerbseifer und vorpreschenden Mitfahrern – eine Oldtimer-Rallye findet auf öffentlichen Straßen statt! Sicherheit muss jederzeit im Vordergrund stehen, schließlich sind auch Motorradfahrer oder Rennradler gerne auf den kurvigen Landstraßen deutscher Mittelgebirge unterwegs…
Zeitkontrolle (ZK)
Eine Oldtimerrallye ist normalerweise in mehrere große Abschnitte unterteilt, die man in einer gewissen, recht großzügig bemessenen Zeit durchfahren muss. Vor jeder Zeitkontrolle sollte genug Platz sein, sodass die Fahrer bis zu ihrer vorgeschriebenen Ankunftszeit warten können. Wer zu früh oder zu spät durch die ZK fährt, bekommt – genau, Strafpunkte.
Chinesenzeichen
Kleine Pfeile, sogenannte Chinesenzeichen und Kilometerangaben zeigen im Roadbook die vorgegebene Route an. Eine 2,7 und ein Pfeil nach rechts liest sich dann so: Nach 2,7 Kilometern rechts abbiegen. An schwierigen Stellen gibt es zudem meist kleine Tipps, etwa Straßennamen, die die Navigation erleichtern.
Gleichmäßigkeitskontrolle (GK)
Mit Hilfe von Lichtschranken oder Messschläuchen wird die Zeit ermittelt, die Sie für einen bestimmten Streckenabschnitt benötigen. Lautet etwa die Vorgabe, dass 100 Meter in 10 Sekunden zurückgelegt werden sollen, zählt der Beifahrer mit Hilfe der Stoppuhr laut herunter – je präziser desto besser.
Stoppuhr
Für eine Gleichmäßigkeitsrallye brauchen Sie keine Zeitmaschine mit Messung bis auf die Nanosekunde – ganz normale Stoppuhren reichen aus. Hauptsache sie sind einfach und schnell zu bedienen. Kann eine der Stoppuhren auch herunter zählen, erleichtert das die Arbeit des Beifahrers. Warum zwei Stück? Manchmal folgen mehrere Prüfungen direkt aufeinander …
Strafpunkte
Gibt’s für jede Zehntelsekunde Abweichung bei den GKs, Zeitüberschreitungen oder Navigationsfehler – zum Glück offenbart sich das Ausmaß Ihrer Sammelleidenschaft erst am Ende der Veranstaltung. Aber keine Sorge, niemand ist fehlerfrei unterwegs. Versprochen!
Tripmaster
Eine glorreiche Erfindung aus den 1950er Jahren. Der Tripmaster zeigt die zurückgelegte Strecke an, lässt sich per Knopfdruck nullen und erleichtert so die Navigation mit dem Roadbook ungemein (Kilometerangaben stehen schließlich neben jedem „Chinesenzeichen“). Alternativ gibt es aber auch Apps für’s Smartphone oder den guten alten Kilometerzähler im Cockpit.
Technische Abnahme
Ist vorgeschrieben. Vor Beginn der Rallye wird kontrolliert, ob das Auto denn auch verkehrstauglich ist. Gibt der Prüfer sein OK, kann’s sofort losgehen.
Panne
Ein platter Reifen, ein überhitzter Motor – irgendwas ist immer. Streikt das historische Schätzchen, wird natürlich keiner einfach am Straßenrand zurückgelassen. Der Veranstalter hilft mit Rat und Tat, häufig ist sogar eigens ein Serviceauto mit dabei.
Als Ergänzung gibt es noch App-Tipps und einige Dokumente zu Orientierungsfahrten im Download.