Am 14. März 1935, stellte die Firma Röhr in Ober-Ramstadt die Produktion ein. Ein kurzes, jedoch nicht unbedeutendes Kapitel im Automobilbau in Deutschland war vorerst abgeschlossen.
Die Anfänge gingen auf das Jahr 1922 zurück. Der Hersteller Falcon begann mit der Produktion des Modells CA6 in dem Odenwälder Ort Ober-Ramstadt. Das Fahrzeug war solide konstruiert, aber die Autos von Falcon hatten keinen guten Ruf. Bereits vier Jahre nach Produktionsbeginn war die Marke wirtschaftlich ein Sanierungsfall. Hans-Gustav Röhr und sein Geldgeber Hugo Greffenius sprangen ein, denn beide suchten nach einem Produktionsstandort für die Autos mit dem Namen Röhr. Es sollten Fahrzeuge mit wegweisenden Konstruktionsmerkmalen sein.
Im Jahr 1927 begann die Produktion des Röhr 8. Oberingenieur Joseph Dauben setzte auf zwei Liter Hubraum und einen 8-Zylinder-Reihenmotor. Alle vier Räder waren einzeln aufgehängt. Das war zur damaligen Zeit ein Novum bei einem deutschen Hersteller. Röhr nannte diese Konstruktion einen Vollschwingachser. Vorteile war für die Karosserie eine niedrigere Aufbauhöhe als bei der Verwendung von starren Achsen. Diese Konstruktion verbesserte auch die Straßenlage sehr positiv.
Ergänzt wurde die Technik um eine Zahnstangenlenkung. Fortschritt verkaufte sich auch damals gut und die Marke Röhr erreichte mit ihren Produkten respektable Verkaufszahlen. Die Leistung der Motoren wurde schrittweise erhöht, zum Beispiel ab 1930 gab es 2,5 Liter Hubraum und 55 PS Leistung. Technisch bemerkenswert war die Lösung bei größerer Bohrung bei unveränderter Motorlänge. Die Ingenieure versetzten die Zylinderbohrungen um zehn Grad. Jahre später wurde dieses Vorgehen als VR-Bauweise bekannt.
Konkurs 1930 und neuer Anfang für Röhr
Auch die Weltwirtschaftskrise verschonte Röhr nicht. 1930 war die Röhr Auto AG in Konkurs gegangen. Wenig später ging es als Neue Röhr Werke weiter. Jetzt hatte die Leitung ein schweizer Finanzkonsortium.
Gebaut wurden der Typ F und auch der Lizenzbau des Tatra 75 beschlossen. Dieser wurde Junior getauft und sollte die Produktpalette abrunden. Doch die Produktionskosten waren höher als der von den Verkäufen abfallende Gewinn. Im Jahr 1935 war endgültig Schluss. Produziert wurden etwa 4000 Autos bei Röhr. Der Junior überlebte bei Stoewer in Stettin in Lizenz als „Greif-Junior“ noch bis zum Jahr 1939.
Wer kümmert sich um Röhr heute
Das Andenken an Röhr hält heute die Internationale Röhr Auto IG und die FHFO (Freunde historischer Fahrzeuge Ober-Ramstadt) und Werner Schollenberger wach.