Im Newsletter stellte ich meine Beobachten »Ist der Oldtimer-Boom und immer höhere Preise zu Ende?« zur Diskussion. Beobachtet man die Ergebnisse von Auktionen und Angebote „historischer Mobilität“ auf den Oldtimer-Märkten im Internet, dann stelle ich anhand von nicht repräsentativen Stichproben fest, dass die Verkäufer teilweise sehr lange warten, bis ein Käufer auf ein Angebot eingeht oder die Anzeigen wegen Erfolglosigkeit verschwinden. Viele mit Mondpreisen ausgezeichnete Fahrzeuge stehen sich bei den Händlern die Reifen platt. Teilweise werden die Fahrzeuge mit Nachlässen angeboten. Bekannte Auktionshäuser haben die Veröffentlichung von Ergebnissen eingestellt. Vermutlich, da die Preis-Rekorde fehlen und nur einen Teil der Lots unterhalb des Schätzpreises Käufer finden.
Auch ist das Angebot an Fahrzeugen der 20er, 30er, 50er und 60er Jahre recht groß. Ob es an den eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten der damaligen Fahrzeuge im heutigen von schweren LKW geprägten Verkehr liegt? Fahrzeuge der genannten Generationen können wegen der im Verhältnis zu modernen Fahrzeugen geringen Leistung nur unter großer Gefahr auf viel befahrenen Straßen bewegt werden.
Offensichtlich werden auch die aufgerufenen Preise bei Allerweltsware nicht mehr akzeptiert. Liegt die Stagnation am Überangebot, an einer Marktsättigung oder fortgeschrittenen Alter der Menschen?
Das Thema führte zu einigen Leserbriefen, deren Meinungen und Ansichten ich gerne wiedergebe:
Inhalt des Beitrags
Frank S. zum Thema Oldtimer-Boom
„Hallo Michael,
interessantes Thema das Du da angesprochen hast. Man muss allerdings schon etwas differenzieren. Erstmal sind diejenigen die sich „Garagengold“ zugelegt haben sicher momentan nervös, weil die Preise langsam sinken. Das hat aber weniger mit der Nachfrage zu tun, sondern damit das sich die Preise langsam in Richtung Normalniveau bewegen. Um ehrlich zu sein, solche Oldie-Liebhaber mag ich und ein Großteil der Szene nicht besonders.
Dann schreibst Du das Angebot der 20 und 30iger Jahre Auto wäre hoch. Stimmt so nicht ganz. Für Brot und Butter Autos. z.B. Ford A trifft das zu. Aber die will ja auch eigentlich keiner so recht, am liebsten hätte man (ich auch) doch einen 20iger Jahre Rennboliden oder so was ähnliches. Und genau für letztere ist der Markt recht klein und die Preise entsprechend!
Ich denke im Bereich Verkauf wird gezielt nicht nur von Garagengold-Jägern sondern auch von ernsthaften Oldie-Liebhabern nach bestimmten Modellen gesucht. Da diese selten sind und andererseits leistungsschwache Autos dieser Periode schlecht zu verkaufen sind, entsteht hier eine gewisse Verzerrung der Wahrnehmung.“
Ralph S. zum Thema Oldtimer-Boom<
„Sehr geehrte Damen und Herren,
mit einer gewissen Genugtuung lese ich dass der Wahnsinn der Preisentwicklung bei Oldtimern wohl zum Stillstand, vielleicht sogar zur Stagnation gekommen ist.
Es wäre schön wenn sich wieder mehr „echte Fans“ statt Spekulanten unserem Hobby widmen würden. Selbst ich als Besitzer eines „Butter- und Brot“ DKW 1000 S Coupés habe in den letzten Jahren beobachtet, dass „Trittbrettfahrer“ bei unseren Ersatzteilen sich eine goldene Nase verdienen wollten, ganz nach dem Motto: ALT = TEUER!
Auch gewisse Gewichtungen in Fachzeitschriften welche die Preisentwicklungen teils mit Sternen, oder Punkten auszeichnen sind sehr irritierend. Vier Sterne für die Preisentwicklung positiv darzustellen ist totaler Blödsinn, für wen denn, den Besitzer, den Interessenten, bzw. potentiellen Käufer?
Heutzutage kann sich doch wohl kein Normalverdiener mehr einen VW Bus leisten, egal ob T1 oder T2, selbst der T3, das potthässliche Teil, geht preislich stark nach oben. Welch ein Blödsinn für ein qualitativ fragwürdiges Handwerkerauto solche „Mondpreise“ aufzurufen. Wo ist der Sinn wenn ein Rolls-Royce Silver Spirit billiger zu haben ist als ein T2 Bus?
Wie gesagt, ich freue mich, wenn endlich diese Blase platzt, beim „Neuen Markt“, der Eine- oder Andere erinnert sich noch daran, hat sich auch der Markt bereinigt.
Übrigens fühle ich mich mit meinem 50 PS DKW im Straßenverkehr (Rhein-Main-Gebiet!) nicht wirklich bedrängt. Selbst im Stadtverkehr kann ich an Ampeln viele Schläfer in Ihren sinnlosen Asia-SUVs abhängen, das ist jedesmal eine Freude!“
Klaus O. zum Thema Oldtimer-Boom
„Sehr geehrte Damen und Herren,
zu Ihrer Einschätzung zu den Oldtimer-Preisen möchte ich zu den Modellen Ford und VW 1950-1970 folgendes sagen, dass ich es sehr schade finde, was dort für VW Käfer, Busse und jetzt auch für den FK 1000 aufgerufen wird. Das verprellt die Leute mittlerweile und führt zur Kaufverweigerung. Wir wollen alle mit Freude einen VW Käfer oder Bus fahren; nur diese Freude mag nicht aufkommen, wenn ein Bus 100.000 € oder ein Käfer 20.000 € kosten soll und uns so ein Kauf verschlossen wird als normal Verdiener. Da muss es wieder ein Zurück mit Augenmass geben.
Dann haben wir einen Generationenwechsel bei den Oldtimer-Käufern und Besitzern die offensichtlich eine andere Wertvorstellung haben in Sachen Handy und Internet.
Alles in allem eine sehr unbefriedigende Situation, dass man keine schönen Autos, sprich Käfer oder Busse mehr zu vertretbaren Preisen am Markt kaufen kann, bedingt durch den Faktor Gier und Strategie maximaler Verkaufspreis. Dieser Zustand wird hoffentlich bald ein Ende haben, so dass Oldtimer fahren für den kleinen Mann bald wieder Spass macht und nicht nur die Elite mit dem Geldkoffer das Geschehen bestimmt.“
Andreas D. zum Thema Oldtimer-Boom
„Sehr geehrte Redaktion,
meiner Meinung nach werden die Preise künstlich hoch gehalten. Oldtimer sind allgemein zu hoch bewertet. Der Preiseinbruch wird kommen. Manche Menschen die vor lauter Geld nicht wissen wohin damit, legen Ihr Geld in viel zu hoch bewertete Fahrzeuge an, um deren Geld noch weiter zu vermehren. Ich denke am Ende werden die viel verlieren.
Ein Beispiel: Meinen gepflegten Testarossa mit rund 50.000km. habe ich vor 2 Jahren für 45.000 € verkauft weil der sehr reparaturanfällig ist und die Preise für Instandhaltung wahnsinnig hoch sind. Damals kosteten die Testarossa alle so in diesem Bereich. Genau aus den vorgenannten Gründen wollte den Wagen damals schon niemand. Kurze Zeit später explodierten die Preise und solche Autos werden für 150.000 € angeboten.
Schön für einige Wenige die sich mal die Taschen so richtig vollgemacht haben, aber es haben schon viele gemerkt, dass sie damit einen Fehler gemacht haben, weil so ein Auto nur rum steht und nicht so fährt wie man es sich erträumt hat. Selbst wenn der Testarossa nur steht, laufen die Kosten weiter. Viele haben das schon gemerkt. Sie haben dann versucht Ihr Geld zu retten und als die Preise purzelten haben die Spekulanten mit Verlust verkauft. Nun werden die Autos schon für rund 100.000 € angeboten und ich bin mir fast sicher, dass die Preise noch deutlich runter gehen. Denn nur Spekulanten kaufen die Autos. Ich glaube dass die mittelfristig wieder bei dem Stand wie vor 2 Jahren enden.
Beachten Sie dann in 2 Jahren, dass man die Autos gleich neu bereifen kann und eine Inspektion mit Zahnriemen für rund 3.000 € machen muss, obwohl der Wagen während der letzten 2 Jahre vielleicht noch keinen Meter gelaufen hat. Auch der Porsche 911 Carrera 2,7 RS der von 300.000 € auf eine Million gestiegen ist, hat wieder richtig verloren.
Oldtimer Besitzer die Ihr Auto für Unsummen restauriert haben, werden auch Geld verlieren, genauso wie jeder Neuwagen auch sein Geld verliert.
Man sollte das Thema Oldtimer eben als Hobby und nicht als Spekulationsobjekt sehen. Die Gier mancher Spekulanten bringt sie selber noch um.
Das alles ist natürlich nur meine persönliche Meinung, aber eines weiß ich ganz genau: Ein Oldtimer ist nur das wert, was ein Käufer dafür bezahlt. Und keinen Cent mehr.“
Marcus K. – Nein, der Boom ist nicht am Ende
„Solange die Staatsverschuldung anhält, können die Zentralbanken in Europa und den USA den Basiszins nur niedrig halten. Das macht „sichere“ Anlageformen unattraktiv: Festverzinsliche rentieren nicht, der Immobilienmarkt ist leergefegt und entsprechend überteuert. Aktien sind daher vergleichsweise attraktiv, doch naturgemäß volatil (Gold übrigens auch). Wer hier eine „alternative Anlage“ sucht, kann u.a. in Oldtimer investieren. Dies erklärt den Oldtimerboom der letzten Jahre. Wobei der Hype eindeutig von den „Bluechips“ der seltenen Ferraris, Aston Martins, RS-Porsches oder BMW 507 ausging. Sie waren es, die in letzter Zeit die Preise vergleichsweise „normaler“ klassischer 911er oder BMW Coupés nach oben hin „angesaugt“ haben. Wie auch immer: Das hier geschilderte volkswirtschaftliche Szenario wird sich mittlefristig (leider) kaum ändern. Deshalb bleibt die „alternative Anlageform Oldtimer“ grundsätzlich attraktiv.
Richtig ist allerdings, dass der Oldtimermarkt spätestens 2015 überhitzte. Das gilt weniger für die „bezahlbaren“ Schätze, aber für die „gehobenen“ Preisklassen. Im sechs- und gar siebenstelligen Bereich scheint der „Peak“ tatsächlich überschritten. Nach dem Motto „probieren kostet nichts“ werden teilweise zwar noch immer Irrsinnspreise aufgerufen. Doch „anything goes“ läuft nicht mehr: Edelware bleibt heute länger stehen. Der Kunde ist kritischer geworden und über tatsächliche Transaktionspreise behält man vorsichtshalber Stillschweigen.
Das heißt jedoch nicht, dass ein „Oldtimercrash“ zu Erwarten steht. Substanziell gute, unverbastelte Originale werden ihren Wert behalten. Das gilt insbesondere für die „üblichen Verdächtigen“ vom Schlage Jaguar E-Type, Porsche 911 oder Mercedes-Benz W111. Diese bleiben so fungibel wie eine alte Rolex. Dagegen scheint die Preisstabiltät von Youngtimern weniger gewiss. Denn ab 2020 wird man zunehmend elektrisch unterwegs sein. Hier wird es einen Wertewandel geben. Die Autoindustrie steht vor ihrem vielleicht größten Umbruch. Daher wird „Halbneues“ gegen „Neues“ viel stärker abfallen, als in allen früheren Jahrzehnten. Zudem stirbt die Generation der Über-50-Jährigen aus, in deren Köpfen noch der Mythos unbeschränkter Automobiltät lebt. Die kommende Generation hat ein nüchterneres Verhältnis zum Auto. Sie interessiert sich weniger für Nockenwellen, Zündung oder Gemischaufbereitung, sondern vor allem für die „Konnectivität“ ihres Vehikels. Daher wird sich die Nachfrage verengen. Sie wird sich zunehmend auf „echte Klassiker“ konzentrieren, die weit genug weg vom „Neuen“ sind. Hier mag man einwenden, Vorkriegswagen seien doch noch viel weiter „weg vom Neuen“ und dennoch tue sich dieses Segment preislich schwer. Das stimmt. Nur bieten Vorkriegswagen keine autobiografischen Bezüge. Anders als die ab den 50er Jahren gebauten Autos folgt „Vorkrieg“ einer Semantik und Formensprache, mit der nur ein vergleichsweise kleiner Spezialistenkreis etwas anfangen kann.
Daher zurück zu Nachkriegsfahrzeugen: Was hier kein „echter Klassiker“ ist, wird nach meiner Einschätzung langfristig durch den Rost des Marktes fallen. Sofern man denn allein hier nach geht. Vom ideellen Wert habe ich in diesem Beitrag wohlweislich nicht gesprochen.“
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Antwort: Gerne veröffentliche ich auch Ihre sachliche und hilfreiche Meinung und Erlebnis. Nutzen Sie bitte das Kontaktformular. Als Ergänzung zu den Leserbriefen möchte ich noch auf meinen Beitrag hinweisen: Professioneller Oldtimer Handel treibt die Preise.