Unter dem Namen „Saxonia 100“ trafen sich am ersten Oktober-Wochenende in Dresden mehr als 100 klassische Fahrräder, Motorräder und Automobile aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und Tschechien zu einer Ausstellung im Stallhof, auf der Brühlschen Terrasse und dem Theaterplatz und zu gemeinsamen Ausfahrten im sächsischen Elbtal.
„Saxonia 100“-Initiator Reinhardt Scholz und seine Mitstreiter hatten alle Fahrzeuge eingeladen, die älter als 100 Jahre sind und so konnten Tausende von Zuschauern schon am Freitag auf der Brühlschen Terrasse einen Benz von 1896, einen Peugeot von 1899, ein Hildebrand und Wolfmüller-Motorrad des gleichen Jahres sowie rund 35 Fahrzeuge der Baujahre bis 1914 im Sonnenschein bewundern, zwischen denen sich Hochräder und Fahrräder aus der Zeit ab 1860 tummelten.
Beim Ankurbeln der Schnauferl gab’s immer großen Applaus und viele Zuschauer kamen so wie die Teilnehmer in zeitgenössischer Bekleidung. Im Stallhof des Verkehrsmuseums standen im Rahmen einer großen Ausstellung des Fahrradclubs unter Ägide von Frank Papperitz unzählige Fahrräder und einige extrem seltene Motorräder, darunter die einzige Torpedo V 4 von 1906 und zwei Vierzylinder von Henderson (USA) und Laurin und Klement (CZ) und im Strom der begeisterten Besucher waren Hochräder, Dreiräder und Laufräder in Aktion zu bewundern.
Saxonia 100 – die Ausfahrten
Zweiter Höhepunkt der „Saxonia 100“ war die gemeinsame kleine und große Ausfahrt der Veteranenfahrzeuge, angeführt von einem Hochradfahrer, der über Tag die gesamte Strecke von 100 Kilometern bis ins Ziel vor der Semperoper absolvierte. Nach dem Start bei „Kaiserwetter“ auf dem Theaterplatz rollten die Oldtimer, unter denen auch Einzylinder-Motorräder von Laurin und Klement (CZ) und eine Autocyclette (F) des Jahres 1901 waren, unter großem Applaus am Elbufer entlang über das blaue Wunder in die Dresdner Heide, um bei einer Brauerei ihre erste Pause zu machen.
In Liegau-Augustusbad wurden die Hundertjährigen zur Hundertjahrfeier der ersten Bushaltestelle begeistert empfangen und auch der Benz von 1896 mit seinem 4-PS-Einzylinder fuhr ebenso problemlos, wie das aus Österreich angereiste Oldsmobile Curved Dash (USA) von 1903. Besondere Aufmerksamkeit fanden der Opel Darraq 1903 von Familie Rüdiger und die beiden MAF aus der Stadt Markranstädt von Familie Hohnstädter von 1908 und 1909. Der gelbe Audi Alpensieger Tourenwagen von 1914 wirkte geradezu souverän und auch der Berliet Grand Prix von 1909 und der Mercedes Simplex von 1906 zeigten, dass die Autos in nur 10 Jahren seit 1900 alltags-tauglich geworden waren.
Nächster Halt war das Alte Gasthaus in Boxdorf, bevor sich der Tross nördlich nach Moritzburg orientierte. Als der einmalige Moyer (USA) von 1913 mit seiner Holzkarosse vorfuhr, gab’s Beifall und im Spalier der zahlreichen Zuschauer wurde der älteste Cadillac Europas von 1903 ebenso begeistert empfangen, wie der Brush (USA) mit seinen Holzachsen und die beiden 1907 in Thüringen gebauten Piccolo Kleinwagen. Gleich zwei Wanderer Puppchen konnte man anschließend bei der Mittagspause nebeneinander bewundern und man staunte über den luftgekühlten Vierzylinder des Franklin (USA) von 1910.
Fahrzeuge in Weinböhla
Wenig später rollten die rund 45 Fahrzeuge in Weinböhla am 1901 erbauten Zentralgasthof vorbei, wo der örtliche Fahrradclub hunderte von Menschen versammelt hatte. Sie ergänzten das Defilée der Oldtimer mit Schaufahrten einer Draisine, von Hochrädern und Holzrädern und die Teilnehmer der Saxonia 100 erlebten wie überall entlang der Strecke große Begeisterung. Auch entlang der Elbe bis Niederwartha standen überall Zuschauer und an der Dampfeisenbahn in Radebeul war „großer Bahnhof“ angesagt, denn der MDR war live „Vor Ort“ und sendete vom Treffen der Oldtimer in Gegenwart einer Dampflokomotive mit Baujahr 1906. Auf dem Bahnsteig am Güterboden sah es aus wie um 1910 und der Ford N von 1907 begeisterte mit seinen stilgerecht gekleideten Insassen ebenso, wie die erschöpften Motorradfahrer und der schicke Rover (GB) von 1914, der gemeinsam mit seinen Altersgenossen Adler und NSU 5/15 sowie dem Opel 1914 des Schweizers Christof Hasler eintraf.
Bei Kaiserwetter rollte man im großen Konvoi mit Unterstützung der Polizei weiter ins Ziel, wo auf dem Theaterplatz in Dresden Tausende von Zuschauern auf die „Saxonia 100“ warteten. Als dann gegen 18 Uhr auch noch der erschöpfte Hochradfahrer mit stilvoll gezogenem Hut unter großem Applaus ins Ziel radelte dauerte es nicht lange, bis man Veranstaltungsleiter Reinhardt Scholz allenthalben fragte, wann es wohl die nächste „Saxonia 100“ geben werde, weil die erste „Saxonia 100“ so viel Zustimmung gefunden hat. „Nichts ist unmöglich“ antwortete der Initiator der „Saxonia 100“ auch im Namen seines Teams und dankte den zahlreichen Helfern und Mitwirkenden für diese erste erfolgreiche Zusammenkunft aller Fahrzeuge, die älter als 100 Jahre sind. Bei der stilvollen Abendveranstaltung im Stallhof diskutierte man schon engagiert, welche Fahrzeuge wohl in Zukunft noch dazu kommen könnten.