Wenn der Earl of March im September zum Goodwood Revival Meeting nach Chichester in West Sussex, Süd-England einlädt, wird eine Zeit wieder lebendig, in der der Motorsport noch ein Abenteuer war. Denn hier feiern Motorsport-Fans seit 1998 nicht nur die Rennwagen und -motorräder aus den 1940er bis 1960er Jahren. Hier sind auch Fahrer, Teammitglieder und Besucher ganz im Stil dieser Zeit gekleidet und lassen damit eine einzigartige Atmosphäre entstehen. Das Goodwood Revival gehört heute zu den bekanntesten Motorsportveranstaltungen für Oldtimer weltweit und zählt zu den Höhepunkten im alljährlichen Klassik-Kalender der BMW Group Classic.
2013 ist mit dem 90-jährigen Jubiläum für BMW Motorrad ein ganz besonderes Jahr. Im Rahmen der Barry Sheene Memorial Trophy fahren dementsprechend sehr außergewöhnliche BMW Motorräder mit: zwei Kaczor BMW, eine BMW RS 54 und eine BMW RS 500 Werksrennmaschine. Der Rennfahrer und spätere BMW Ingenieur Ferdinand Kaczor baute in den 60er Jahren einen 500er Rennboxer auf, der mit knapp 50 PS etwa doppelt so stark war wie die Serienversion und dank selbst konstruiertem und besonders leichten Doppelschleifenrahmen unter 150 Kilogramm wog. Damit gelang Kaczor 1969 ein neuer Rundenrekord auf der Nürburgring-Nordschleife. Die beiden Kaczor BMW werden bewegt von den Fahrerteams Mike Farrell und Sebastian Gutsch sowie dem Gewinner der letztjährigen FIM Superstock 1000 Serie Sylvain Barrier und Lothar Singer.
Die BMW RS 54, die von Wolfgang Maier und Claus Clausen gefahren wird, war 1954 die erste käufliche Rennmaschine für Solo- und Gespanneinsätze. Ihr legendäre Königswellen-Boxermotor brachte BMW Gespannen bis 1974 in der Seitenwagenweltmeisterschaft 19 Fahrer- und 20 Markentitel ein. Die BMW RS 500 von 1956 hingegen war eine Werksversion der RS 54, auf der Walter Zeller im gleichen Jahr Vizeweltmeister in der Soloklasse wurde. Die Maschine verfügte bereits damals über eine zukunftweisende Drehmomentabstützung am Hinterrad – den Vorläufer des späteren „BMW Paralever“. Sie wird gefahren vom Damenteam Maria Castello und Fabienne Hoffmann.
Bei der St. Mary’s Trophy, einem der Hauptrennen der Veranstaltung, ist die BMW Group Classic mit zwei Fahrzeugen vertreten. Der Austin Mini-Cooper S Competition, gefahren von dem Paris-Dakar-Seriensieger Stephane Peterhansel und Max Partl, erinnert an das 50. Jubiläum des MINI Cooper S. Mit der seit 1964 gebauten Rennversion dieses Fahrzeugs siegte John Fitzpatrick in der 1.300-cm3-Klasse und belegte den zweiten Platz bei der britischen Tourenwagen-Meisterschaft. Das Fahrzeug wurde für Renneinsätze wie dem beim Goodwood Revival Meeting komplett neu aufgebaut.
Das zweite Fahrzeug, den BMW 1800 TI/SA Renntourenwagen, pilotieren der ehemalige Motorradweltmeister und mehrfache Tourenwagen-Champion Johnny Cecotto und Jörg Weidinger. Ab 1965 bot BMW den 1800 TI/SA an. Mit zwei Doppelvergasern, 130 PS Leistung, Fünfganggetriebe, Holzlenkrad und verstellbaren Schalensitzen war er ein ernstzunehmender Renntourenwagen, der viele internationale Erfolge feierte. Der BMW TI/SA wurde nur 200 Mal gebaut, was ihn heute zur echten Rarität macht.