Die Uhr bleibt nicht stehen. Auch im Jahr 1983 und den folgenden Jahren werden Oldtimer nach bestandener Eignungsprüfung mit einem H-Kennzeichen zugelassen. Sie gelten dann als mobiles Kulturgut. Nun stelle ich mir die Frage, wie sieht es mit der quantitativen Oldtimer Zukunft aus? Werden wir in den nächsten Jahren weit mehr als 300.000 Oldtimer in Deutschland haben? Wird die Anzahl mobilen Kulturguts durch die „geburtenstarken Jahrgänge“ in den 80ern und 90ern eine Schwemme an zusätzlichen Oldtimern ergeben?
Seit den 80er Jahren hatten sich die Fertigungstechniken bei den Herstellern geändert, die Nachfrage stieg und die einzelnen Fahrzeugmodelle wurden in größeren Serien gefertigt als in den früheren Jahrzehnten.
Welche Fahrzeuge haben 30 Jahre wohl behütet und gepflegt in Garagen überlebt? In der Regel sind das damals bereits im Verhältnis zu den Einkommen der 80er und 90er Jahre teurere Automobile, die als Zweitwagen oder gar als Drittwagen gehalten und nicht im Winter bei Kälte, Nässe und Salz bewegt wurden. Hinzu kommen als Potential für das H-Kennzeichen Fahrzeuge von damaligen Pensionären und Rentnern mit guter Pflege, Wartung und geringer Fahrleistung.
Trend Mobile wie einige Typen von Alfa Romeo, Audi, BMW, Mercedes, Volkswagen, Porsche und andere heute als Klassiker geltende Automobile werden sicherlich in geringer Stückzahl überleben.
Betrachtet man die typischen Verbrauchsfahrzeuge der damaligen Zeit wie Audi, Golf, Jetta, Polo, Corsa, Kadett, Ascona, Rekord, Fiesta, Consul, Granada, Sierra, diverse Modelle von Fiat, Renault, Peugeot und Citroën sind diese Alltagsautos fast zu 100 Prozent von den Straßen verschwunden. Ebenso erging es den kleinen und großen Transportern und Nutzfahrzeugen. Das gleiche gilt für die vielen japanischen Modelle von Honda, Datsun / Nissan, Toyota, Subaru oder die letzten Modelle von British Leyland nach der Auflösung des Konzerns. Wer hebt schon gewöhnliche Automobile, vielleicht noch mit Buchhalterausstattung und für den heutigen Geschmack ungewöhnlicher Außenlackierung und Farben der Innenausstattung auf?
Die Gebrauchtwagenpreise von Automobilen mit einem Alter von etwa 20 Jahren liegen in der Nähe von Null, der Reparaturbedarf und damit die Kosten (Wartung, Pflege, Steuer, Garage) summieren sich. Die alten Automobile sind nicht mehr modisch genug, wanderten in den Export oder wurden beim Schrotthändler entsorgt. Das gleiche gilt für Fahrzeuge mit Blechschäden, deren Reparatur den merkantilen Wert übersteigen. Eine Renovierung oder gar Restaurierung lohnte sich nicht, da die Wiederherstellungskosten bei weitem den auf dem Markt erzielbaren Preis übertreffen. Für viele der genannten Modelle gibt es praktisch keine Ersatzteile bei den Herstellern oder im freien Ersatzteilhandel.
Einige Modelle sind noch als Gebrauchte unterwegs, stehen bei Fähnchenhändlern und wirken durch den Grad der Abnutzung, Umbauten und Verwahrlosung wenig liebenswert. Hinzu kommen extrem hohe Steuern bei alten Fahrzeugen mit Dieselmotor, Benzinmotor ohne Kat, speziell mit großem Hubraum. Diese Fahrzeuge dürfen auch nicht in die Umweltzonen fahren und sind im Prinzip als „Daily Driver“ nicht mehr zu gebrauchen. Das sind einige Argumente, warum so wenig Automobile je ihren 30sten Geburtstag erleben.
Weiterhin haben sehr viele gut erhaltene Exemplare durch die damals nicht nur in Deutschland gewährte Abwrackprämie den Weg in die Schrottpresse gefunden, denn man konnte mit dem Altauto, der Abwrackprämie und den Händlerrabatten manchmal ein Schnäppchen beim Kauf eines neuen modischen Automobils machen.
Auch hier wieder gilt, dass meist nur teure Fahrzeuge aus diversen Ländern wegen vermutetem Werterhalt oder Zuwachs erhalten oder gar aus bekannt trockenen Gebieten der Welt reimportiert werden. Das geschieht nur dann, wenn nach der Einfuhr der Händler-Verkaufspreis niedriger ist, als die Wiederherstellungskosten nach einem Zustand 4.
Doch was bleibt von den Millionen Automobilen, die in den 80er und 90er Jahren produziert wurden übrig? Es sind viele außergewöhnliche Cabrios, Coupés, hochpreisige in Kleinserie hergestellte Exoten und damals wie heute beliebte Serienfahrzeuge der Marken MG, Triumph, Mercedes, Porsche und natürlich einige Kultautos.
Die Hürde, die Prüfung zum H-Kennzeichen für ein Automobil nach 30 Jahren zu bestehen, liegt hoch und normale Verbrauchsfahrzeuge schaffen die Prüfung nicht, denn Beulen und rostige Türen sind nicht erlaubt, aber Patina schon.
Die Gesamtanzahl der zugelassenen Oldtimer mit H-Kennzeichen sollte auch in Zukunft immer wieder prozentual in Bezug zum gesamten Fahrzeugbestand gesetzt werden. In der Regel kann man doch behaupten, dass fast 99 Prozent der damaligen Produktion nicht mehr für den Verkehr zur Verfügung stehen. Oldtimer bleiben etwas für an Technik begeisterte Menschen und Liebhaber. In der Regel sind klassische Automobile keine Wertanlage mit großem Potential. Die bei einigen Auktionen sehr hohen erzielten Preise sind Einzelfälle. Aus den genannten Gründen wird es keine Schwemme an Oldtimern in Zukunft geben.