Werbewirksam ging es auch im fernen Südfrankreich zu, als Ford die „hohe Lebensdauer und Unempfindlichkeit“ des damals neuen V4 demonstrieren wollte. Zusammen mit BP, die gerade ein neues Motorenöl auf den Markt brachten, griffen die Ford-Testfahrer auf einen serienmäßigen 12 M mit braven 40 PS (29 kW) zurück, um ihn ab Juli 1963 auf der Rennstrecke von Miramas/Südfrankreich, während vier langen Monaten mit Höchstgeschwindigkeit über die Piste zu jagen – über eine Strecke, die der Distanz zwischen Erde und Mond entspricht.
Bis heute sind viele der 145 Weltrekorde nicht eingestellt oder überboten worden, deshalb ist die Mission „Mistral“, wie die Weltrekordfahrt von Ford und BP aus Frankreich intern genannt wurde, ein einzigartiger Erfolg. Am 29. November 1963 mittags gegen 12 Uhr – also vor 50 Jahren – beendete Ford und BP nach 142 Tagen mit einem Kilometerstand von 358 273,8 und 71 443 Runden auf dem Ovalkurs in Miramas/Südfrankreich diese einmalige Langstrecken-Rekordfahrt mit einem Fahrzeug aus der Serie.
Aus dem Tagebuch der an dieser Weltrekordfahrt Beteiligten ist ein Eintrag an diesem Tag beachtenswert: „Heute brechen wir die Weltrekordfahrt mit dem 12M P4 ab, nicht weil der P4 nicht in der Lage war, weitere Runden und Rekorde zu bewältigen, nein, alle an diesem Projekt Beteiligten wollen nach 142 Tagen endlich heim zu ihren Familien, um gemeinsam und in Ruhe die Adventszeit und Weihnachten zu feiern“. Ein weiterer Eintrag aus dem Mund eines der sechs Fahrer war: „Wir hatten unseren Spaß mit diesem erstaunlichen Ford 12M P4, aber jetzt sind wir rechtschaffen müde und außerdem fürchten wir, das Motor und Fahrgestell dieses Wagens einfach nicht kaputt zu kriegen sind“.
Einige Daten zu der Langstrecken-Rekordfahrt:
Sie begann am 10. Juli 1963 und dauerte zunächst 117 Tage, bis die 56 687 Runden bzw. die angepeilten 300 000 Km gefahren waren. Als dieses Ziel erreicht war, wurde das Auto aber nicht angehalten, denn das nächste Ziel hatten die Ford- und BP-Verantwortlichen schon im Kopf, nämlich die mittlere Entfernung Erde — Mond – also 357 050 Km – zu bewältigen. In der 111. Nacht ist der Fahrer eingeschlafen, der P4 kam von der Strecke ab, hat sich durch den Graben zweimal überschlagen. Eigentlich wäre damit die Mission geplatzt gewesen. Kein Problem für die BP-Mechaniker, denn sie haben in 11 Stunden den Rekordwagen, nur mit Ersatzteilen und Werkzeugen die an Bord mitgeführt wurden, wieder hergerichtet. Der Wagen sah wirklich fürchterlich aus, die gesamte Karosse war verbeult, eine neue Frontscheibe wurde eingesetzt und musste an einer Seite mit viel Klebeband fixiert werden. In diesem Zustand ist der P4 die verbleibenden 31 Tage wieder auf Rekordjagd gegangen und in genau dem gleichen Zustand existiert er bei Frank Rousset – einem Ford-Oldtimer-Liebhaber aus dem Elsass – auch heute noch. Er hat den Wagen nach fast 40 Jahren Standzeit im Automuseum von Le Mans 2007 ersteigert und wieder fahrbereit gemacht. Frank Rousset und die Alt-Ford-Freunde haben den Weltrekordwagen nach ca. 45 Jahren erstmals wieder in Deutschland der Öffentlichkeit auf der Veterama-Messe 2008 in Mannheim gezeigt.
Ein weiteres Mal war dieser Wagen beim Internationalen Ford Taunus 12M P4 Treffen in Weiterstadt bei Darmstadt ausgestellt. Eine sehr ausführliche Broschüre mit vielen Bildern hat der Ford P4 Typreferent Hildo Grabmann 2012 zum 50-jährigen P4 Jubiläum erstellt.
Gastautor, © Fotoquelle und Bildrechte: Hildo Grabmann (Ford P4 Typreferent
Webseite: taunusp4.wordpress.com Mitglied Alt-Ford-Freunde (AFF)