Oldtimer im Spiegel der Zeitungen

Frank Schädlich stolpert über Worte

Woher kommt eigentlich unsere fast kindliche Freude wenn wir unseren Oldie und uns selbst in einem gedruckten Medium erblicken? Ist es unser Hang zum Voyeurismus oder auch nur so etwas wie eine Selbstbestätigung für uns und unseren Oldtimer? Man könnte sagen das es der Olymp des Oldtimer Fahrers ist. Die Zeitung wird natürlich mehrfach erworben und allen Bekannten und Verwandten, ob Sie nun wollen oder nicht, unter die Nase gerieben. Bei mehrfachem lesen, bis wir den Text fast auswendig kennen, fällt uns denn doch schon einiges auf. Ist denn Journalismus wirklich so austauschbar? Immer wieder die gleichen Redewendungen, die gleichen Worte?

Fachlich orientierte Magazine

Natürlich ist zwangsläufig dabei auch eine gewisse Differenzierung in den schreibenden Medien zu registrieren. Die mehr „fachlich“ orientierten Magazine glänzen denn doch schon mit genaueren Formulierungen. Schließlich ist man ein Fachmagazin. Exakte Beschreibungen, Hochglanzbilder oder in Briefmarkengröße, Details würzen hier die Wissbegierde des Lesers. Oberkritische Krümelmonster finden aber selbst da noch die kleinste Ungenauigkeit und mokieren diese in Form empörten Leserbriefen.

Gedanken zum Oldtimer-Journalismus
Gedanken zum Oldtimer-Journalismus

Sei’s drum. In diesen Fachmagazinen ist die Mutter aller Berichte wohl auch eigentlich das große Archiv der Redaktionen. Als langjähriger Leser und Abonnent kann man mit schönster Regelmäßigkeit den x-ten Porsche, Mercedes, Käfer, Jaguar etc. Bericht erwarten. Wenn man jetzt noch die alten Zeitungen sein Eigen nennt und sich das Vergnügen einer kleinen Recherche leistet, wird man erkennen, dass diese Berichte teilweise wortgenau mit den älteren Artikeln übereinstimmen.

Vergleichsartikel

Fotos, nun ja, die können auch schon mal aus dem Archiv kommen, ansonsten werden diese aber mit viel Aufwand neu angefertigt. Man kann ja die Herren Redakteure durchaus verstehen. Was sollen Sie denn wirklich neues schreiben? Die Anzahl der Themen ist nun mal auf Grund des abgeschlossenen Themas zwangsläufig eingeschränkt. Da ist es doch viel einfacher, einen der in letzter Zeit stark überhand nehmenden, Vergleichsartikel zu produzieren. Wie „Jaguar gegen Mercedes“ oder „Corvette gegen Porsche“ oder auch „Alt gegen Jung“. Die Liste ist unendlich lang und variierbar. Wenn man nicht gerade hin und wieder Termine und echte Neuigkeiten über und rund um das Hobby erfahren wollte, man könnte diese Zeitungen bzw. Magazine sinnvollerweise abbestellen. Wozu sind die eigentlich gut?

Oldtimer Themen in seriösen Zeitungen und Medien

Noch schlimmer kommt’s bei Oldtimer fernen sogenannten seriösen Zeitungen und Medien. Ein Graus, Formulierungen aus der Retorte. Wissen die Damen und Herren eigentlich worüber sie schreiben? Ich habe manchmal den Eindruck, vermutlich eher nicht. Man kann aber diesen Postillen einfach nicht entgehen. Es macht dabei keinen Unterschied, ob man einen Artikel im Spiegel, dem Stern, der Welt , der FAZ oder der Frankfurter Rundschau findet. In diesen überregionalen Nachrichtenblättern überwiegt leider ein auf Seriosität ausgerichtetes Scheinwissen. Interna, genaues Hintergrundwissen sind trotz allem Fehlanzeige. Blicke auf den materiellen Wert eines Fahrzeuges sind an der Tagesordnung. Garagengold ist derzeitig ein reflexartig verwendeter Begriff. Natürlich ist gerade für gut betuchte Leser dieser seriösen Medien, das eigene Kapital und dessen Anlage, ein bevorzugtes Thema. Wenn man das noch mit Bildern hochkarätiger Fahrzeuge, ab 1 Mio. Euro aufwärts und aussagekräftigen Statistiken mit den entsprechenden Steigerungsraten garniert, um so interessanter ist es für den Leser. Reparaturkosten, Standschäden, Kosten für Lagerung oder andere Problematiken rund um ein altes Auto werden von den recht oberflächlich und einseitig berichtenden Journalisten schlicht übersehen. Oder bewusst, mangels Fachkenntnissen, unterdrückt? Seriöse Berichterstattung sieht anders aus. Immerhin müssen die Seiten ja auch mit Inhalten gefüllt werden, egal von welcher Qualität die Beiträge sind. Irgendwie kommen mir da automatisch Bedenken beim Lesen anderer Artikel von denen ich selbst fachlich keine Ahnung habe. Sind die auch so schlecht recherchiert oder ist das ausschließlich bei Oldtimer relevanten Themen so? Wohl kaum!

Was lokale Blättchen in Berichten auszeichnet

Viel sympathischer erscheinen mir da manche lokalen Blättchen. Eine Veranstaltung im Örtchen, ob es sich jetzt nun um einen Bericht über den aufstrebenden Gartenverein, die neue Fahrradwegeverbindung oder eben eine Oldtimer Veranstaltung handelt, ist dem Redakteur schlichtweg wurscht. Hauptsache es tut sich was und da wird eben berichtet, komme was da wolle. Wer jetzt als Oldtimer Besitzer die Texte ließt, vielleicht sogar von einer Veranstaltung die er selbst besucht hat, dem dreht sich fast immer der Magen um. Gemeinplätze und immer wieder die gleichen Redewendungen füllen die Seiten. Jedes der „alten, Chrom blitzenden Schätzchen“ welches „knatternd“ oder „röhrend“ durch die Stadt bewegt wurde, ist „mit Liebe gepflegt“. Sind es etwas neuere oder gar amerikanische Wagen werden „einzigartige auf Hochglanz polierte Träumen aus Stahlblech und Chrom“ vorgeführt. Die „stolzen“ Besitzer der „Schmuckstücke“ stehen „fachsimpelnd“ daneben und geben „Besuchern gerne Rede und Antwort“. Natürlich darf da der Spruch vom „rostigsten Hobby der Welt“, welches „die Herzen höher schlagen lässt“ genauso wenige fehlen, wie der von den „nostalgische Erinnerungen“ die beim Anblick der „klassischen Formen und ihrer zeitlosen Eleganz“ aufkommen.

Vorkriegsfahrzeuge kommen natürlich „aus den Kindertagen der Motorisierung“, wie sollte es anders auch sein? Spätestens nach betrachten der Bilder kann man den Artikel beiseite legen. Die Inhalte bestehen aus sich ständig wiederholenden und zum gähnen langweiliger „Textbausteine“. Sympathische Berichterstattung? Ja, aber interessant? Fehlanzeige.

Fachkenntnisse zu jedem Thema abrufbar

Und was haben wir daraus gelernt? Wie immer eigentlich mal wieder nix, abgesehen davon, dass Journalisten kleine Genies sind und Fachkenntnisse zu einfach jeder Problematik besitzen und voller Überzeugung darüber berichten. Außer vielleicht zum Oldtimer Hobby, hier tut sich einiges an Wissenslücken auf. Wieso eigentlich nur bei diesem Thema? Hier wäre etwas mehr Genauigkeit bei der Berichterstattung aus unserer Sicht doch schon sehr wünschenswert.

Text: Frank Schädlich