Warum muss ich das nächste Goodwood Revival besuchen?

Beim Goodwood Revival Meeting, jährlich im September in der Nähe von Chichester in West Sussex (England), wird den Zuschauern nicht nur gezeigt, wie Motorsport früher gewesen ist. Jedes Jahr kommen Legenden des Motorsports zur 3,83 Kilometer langen Rennstrecke auf den Landsitz von Lord March. Erst 1948 wurde die Rennstrecke eingeweiht. Nach einer Ruhezeit wurde sie vor 15 Jahren wieder belebt und erfreut sich jährlich mit den Veranstaltungen zunehmender Beliebtheit.

Die Blütezeit erlebte der Goodwood Racing Circuit in den Jahren 1948 bis 1964. Der Rundkurs ist praktisch unverändert geblieben und verströmt noch den Geist der fünfziger und sechziger Jahre. Erbaut wurde er auf einem ehemaligen Militärflugplatz mit Graspiste. Das ist ein perfektes Umfeld für eine Zeitreise in die Vergangenheit. Sicherlich ist das Ereignis eine der prächtigsten und teuersten Oldtimer-Veranstaltungen in Europa.

Earl's Court Motorshow
Earl’s Court Motorshow beim Goodwood Revival © Fotoquelle und Bildrechte: Michael Schlenger

Jim Clark und Jackie Stewart halten den Rundenrekord mit einem Ø von 163,4 km/h. Diese “hohe” Geschwindigkeit zeigt den Charakter des Rundkurses. Es gibt eigentlich keine engen Kurven. An Start und Ziel sind Schikanen aufgebaut, um die Geschwindigkeit ein wenig zu drosseln. Einige Gebäude und die Tribünen sind noch fast in ihrem Urzustand und nur die Werbung von Sponsoren erinnert daran, dass sich die Gäste in der Gegenwart befinden. Ein Teil der Boxen (Paddocks) ist für einen von vornherein begrenzten Besucherkreis reserviert. Wer hier hinein will, muss sich bei einem der exklusiven Goodwood-Clubs auf eine Warteliste setzen lassen. Bei den Rennen werden keine bloßen Demonstrationsfahrten geboten, sondern echter Motorsport.

Geboten werden spannende Rundstreckenrennen mit teils hochkarätigen Fahrzeugen unterschiedlicher Epochen. Das Renngeschehen kann man aus verschiedenen Perspektiven auf den Tribünen oder von einem Wall rund um die Rennstrecke beobachten. Überall hat man eine gute Übersicht über die Ereignisse und genießt hautnah den Motorenlärm und die Abgase der Akteure. Kompetente Streckensprecher halten einen über das spannende Geschehen auf dem Laufenden. Es wird richtig Gas gegeben, sehr spät gebremst und verbissen gekämpft. So kann es auch manchmal zu Blechschäden kommen. Die Mechaniker in den Boxen müssen dann Defekte und Kampfspuren an den Rennwagen beseitigen!

Auf jeden Fall sollte man sich vor der Anreise Gedanken zur passenden Kleidung machen, denn das Goodwood Revival Meeting mit seinen historischen Rennwagen, Motorrädern und Flugzeugen ist von den Veranstaltern konsequent als Zeitreise angelegt. Man trägt, ob es die Akteure oder Besucher sind, eine historisch angemessene Kleidung. Dabei besteht eine große Auswahl, denn an den Festtagen werden unterschiedliche Epochen der Renngeschichte von den vierziger bis in die sechziger Jahre optisch wiederbelebt. Formal gibt es keinen Dress Code, aber Gelände der Rennstrecke, Gebäude, Kulisse und tausende Besucher im klassischen Outfit inspirieren zum Mitmachen.

Die attraktive Dame trägt ein Kostüm, Petticoat, Hut und Handtasche nach eigenem Geschmack, oft auch Handschuhe und Strümpfe mit Naht. Wer es sich von den Proportionen leisten kann, trägt einen Minirock der 60er Jahre spazieren oder posiert im Catsuit neben dem Rennwagen.

Für den Herrn sind Zweireiher mit Hut oder die College-Fashion der 50er Jahre passend. Auch sind Tweedjacketts mit Schiebermütze oder karierte Hemden und Jeans zur Lederjacke stilgerecht Ein klassischer Rennoverall als Alternative ist nie verkehrt. Damit ist der vermeintliche Mechaniker überall gut gekleidet und fällt in der Menge nicht besonders auf.

Privilegiert sind Mitglieder bestimmter honoriger Automobil-Clubs, die direkt am Rundkurs parken dürfen, dort ein Picknick zelebrieren und das Geschehen aus der Nähe beobachten können. Überall ist es voll und das typische britische Schlangestehen gehört an viele Stellen zum Besuch dazu. Dabei lässt sich der modische Einfallsreichtum der Teilnehmer in aller Ruhe studieren. Die Besucherströme der Motorsport-Party sind kaum überschaubar, egal ob die Sonne scheint oder es regnet.

Alle Aufnahmen wurden freundlicherweise von © Fotoquelle und Bildrechte: Michael Schlenger für diesen Artikel zur Verfügung gestellt.

Der Flugplatz bietet Besuchern viele interessante historische Maschinen und regelmäßige Flugvorführungen mit zivilen wie militärischen Veteranen. Auch sehenswert ist die historische Earl’s Court Motorshow und der Rummelplatz. Militärkapellen und Musikgruppen sorgen für passende zeitgenössische musikalische Unterhaltung. Für Menschen mit gut gefüllter Geldbörse bieten sich die Auktionen historischer Sport- und Rennwagen an. Die Parkplätze rund um das Festgelände sind ein kostenloses automobiles Freilichtmuseum.

Was den Beteiligten insgesamt geboten wird, ist ein feines Programm rund um historischen Motorsport, geballte Eindrücke im Übermaß. Wer das Gelände von Lord March betritt, für den ist der Alltag für die Dauer des Aufenthalts sofort vergessen und der Besucher benötigt mehrere Tage, um die Attraktionen zu genießen. Sicherlich freuen sich die mehr als 150.000 Besucher schon auf das kommende Jahr. Die Kombination des Gebotenen dürfte weltweit einmalig sein.