60 Jahre NSU Quickly

Den 60. Geburtstag feiert das Moped NSU „Quickly“. Aus diesem Anlass präsentiert das Auto & Technik Museum Sinsheim vom 1. März bis zum 1. Dezember 2013 eine Ausstellung. Sie ist dem legendären zweirädrigen Flitzer aus Neckarsulm gewidmet ist.

NSU Quickly
NSU Quickly © Fotoquelle und Bildrechte: Auto & Technik Museum Sinsheim

Die Ausstellung bietet einen faszinierenden Rückblick auf die Zeit des Wirtschaftswunders, als sich viele mit einem Kleinmotorrad wie der Quickly erstmals den Traum von einem motorisierten Fahrzeug erfüllen konnten.

Geschichte der NSU Quickly
Ermöglicht wurde der Erfolg der NSU Quickly durch neue gesetzliche Vorschriften für motorisierte Zweiräder mit Pedalen, die im Jahr 1953 erlassen wurden. Sofern ein solches Fahrzeug von einem Motor mit maximal 50 ccm Hubraum angetrieben wurde und das Gewicht 30 kg plus 10 % Toleranz nicht überschritt, wurde es als „Motorfahrrad“ eingestuft und war damit von der Steuer befreit und benötigte keine Zulassung. Bis zur Einführung der Führerscheinklasse V im Jahr 1961 war auch keine Fahrerlaubnis erforderlich. Allein die Vollendung des 16. Lebensjahres reichte zum Führen eines solchen Fahrzeugs aus.

NSU erkannte das große Potential dieser preiswert zu produzierenden Zweiräder und stellte bei der IFMA 1953 das „Moped“ Quickly vor. Die Bezeichnung „Moped“ ging auf einen Namensvorschlag der Motorenfabrik ILO zurück, der im Rahmen eines Wettbewerbs gefunden wurde. Angetrieben von einem 1,4 PS (1 kW), später 1,7 PS (1,25 kW) 50-ccm-Motor erreichte die Quickly eine Spitzengeschwindigkeit von ca. 40 km/h bei einem Verbrauch von weniger als zwei Litern Benzin/Öl-Gemisch auf 100 km.

Die Quickly war auf Anhieb ein großer Erfolg und schon 1954 hatte NSU die 100.000ste Quickly produziert. Bis zu 1000 “Quicklies” rollten pro Tag damals vom Fließband. In Deutschland und Großbritannien war die Quickly das meistverkaufte Moped. In den Jahren 1954 und 1955 war NSU auch der größte Motorradproduzent der Welt mit einer Jahresproduktion von rund 300.000 Motorrädern.

NSU Quickly
NSU Quickly © Fotoquelle und Bildrechte: Auto & Technik Museum Sinsheim

Bereits 1955 gesellte sich die Quickly S („Spezial“) an die Seite des ersten Modells, das jetzt den Zusatz „N“ (für „Normal“) erhielt. Das S-Modell bot eine zusätzliche Seitenstütze, einen Tachometer in der Lampe, seitliche Spritzschutzbleche, Chromfelgen sowie einen 4,45-Liter-Tank anstelle des bis dahin verwendeten 3,1-Liter-Tanks. Ab 1956 erhielt auch das N-Modell den größeren Tank. 1955 kostete die Quickly N 465.- DM, die Quickly S dagegen 515.- DM. Der Brutto-Stundenlohn eines Industriearbeiters lag damals übrigens bei rund 1,80 DM.

Um noch weitere Käuferschichten anzusprechen, kam 1956 die Quickly L (Luxus) auf den Markt, die insbesondere auch als Antwort auf die immer beliebter werdenden Motorroller gedacht war. Entsprechend erhielt sie ein neues Blechheckteil mit integrierter Sattelstütze, Schutzblech und Gepäckträger. Auch die Front mit großflächigen Spritzschutzblechen sowie einem Pressblechlenker mit eingebautem Scheinwerfer inklusive Tachometer war ähnlich wie ein Motorroller gestaltet. Außerdem hatte sie motorrad­ähnliche Vollnabenbremsen.

Das ab 1957 für einen Aufpreis von 30 DM optional erhältliche Dreigangge­triebe wurde mit der Quickly Cavallino eingeführt, die wie ein Sportmotorrad mit italienischer Linienführung gezeichnet war. 1959 folgte die Quickly TT, eine modernisierte Cavallino mit einem stärkeren 1,7-PS-Motor. In diesem Jahr verließ die 1 millionste Quickly die Werkshallen. Ein Jahr später wurde die Cavallino vom Markt genommen und mit der Quickly TTK erstmals ein Modell mit Kickstarter anstatt Pedalen eingeführt.

Der Namenszusatz „TT“ geht übrigens auf die Tourist Trophy, zurück, einem gleichermaßen legendären wie, aufgrund der vielen tödlichen Unfälle, berüchtigten Langstreckenrennen für Motorräder, das seit 1907 auf einem knapp 61 km langen Rundkurs auf der Isle of Man ausgetragen wird. Im Jahr 1954 siegte NSU bei diesem Rennen sowohl in der 125 ccm als auch in der 250 ccm Klasse. Mit der Bezeichnung „TT“ sollte somit der besonders sportliche Charakter der entsprechenden Quickly-Modelle betont werden.

In den folgenden Jahren versuchte NSU mit technisch wesentlich verbesserten Modellen, wie z.B. der Quickly S, der Quickly S 23 und der Quickly F, neue Kunden zu gewinnen. Der Erfolg hielt sich jedoch in Grenzen. Während die älteren Quickly Fahrer zunehmend auf ein Auto umstiegen, entschieden sich die jüngeren Käufer immer öfter für ein weniger altbacken wirkendes Mokick oder Kleinkraftrad von Kreidler, Hercules oder Zündapp. Dadurch verlor NSU mit der Quickly im 50-ccm-Markt immer mehr den Anschluss. Noch 1962 entwickelte NSU als Antwort auf die Konkurrenz das Kleinkraftrad Quick 50, das allerdings mit nur 4,3 PS Motorleistung und 70 km/h Endgeschwindigkeit keine Chance hatte, sich durchzusetzen. Bis 1966 wurden nur ca. 9.300 Quick 50 gebaut.

Wie bei allen Motorradproduzenten stand auch bei NSU Anfang der 1960er Jahre ein grundsätzlicher Wandel an. Die Zahl der Motorradkäufer ging stetig zurück, die Zukunft gehörte bis auf weiteres ganz klar dem Automobil. Wann genau die letzte Quickly vom Band lief ist nicht mehr eindeutig festzustellen, da das NSU-Archiv durch Hochwasser mehrfach überschwemmt wurde. Auf Halde produzierte Fahrzeuge wurden jedenfalls noch bis ins Jahr 1969 verkauft. Insgesamt wurden ca. 1,5 Millionen NSU-Quickly-Mopeds gebaut, und somit kann dieses Modell als eines der erfolgreichsten Mopeds überhaupt gelten. Als Antriebsquelle lebte der gebläsegekühlte Dreigang-Quickly-Motor noch einige Jahre in Form des Einbaumotors Typ 35 in der Gartenfräse „Agria Baby“ und der Motorhacke „Agriette“ der Fa. Agria weiter.

Weitere Infos über diese Ausstellung finden Sie im Oldtimer-Veranstaltungskalender.

Nachtrag vom 22.11.2013: Aufgrund des großen Erfolges wurde die Sonderausstellung “60 Jahre NSU Quickly” bis zum 6. Januar 2014 verlängert und kann somit auch in den Weihnachtsferien (an denen das Museum natürlich geöffnet hat) betrachtet werden. Auch die Ausstellungen “150 Jahre Henry Ford” mit seinem außergewöhnlichen Ford Quadricycle, “René Staud – 25 Jahre SL Kalender” und “James Dyson” können noch bis 6. Januar bewundert werden. Im Frühjahr werden wir dann neue Sonderausstellungen vorbereiten, u.a. eine Kreidler-Ausstellung und eine sehr umfangreiche Rennrad-Sammlung. Hierüber werden wir in einem der kommenden Newsletter noch ausführlicher berichten!